Donnerstag, 19. August 2010

Zurück in Wien (27)






Zu den Highlights der Reise zählten Lake Powell (Fotos 1 + 4) und Monument Valley (Fotos 2 + 3)

24.7., 5.15 Uhr, Wien

Zurück. In einer nicht klimatisierten Wohnung im heissen Wien, aber dafür mit der verschwenderischen Fülle des gewohnten Besitztums ausgestattet. Die erste Trommel voll Wäsche ist bereits aufgehängt, die ersten Sachen verstaut. Das ist offensichtlich die Vitalität und Agilität von fünf bis sechs Stunden Schlaf in Etappen nach 29 Stunden Wachphase. Oder es ist doch nur Pflichtbewusstsein.

Der Rest der Familie träumt noch von Amerika, doch mein Traum ist ausgeträumt. Fast 20 Jahre lang habe ich auf diese Reise gewartet und dass sie nun zu Ende ist, stellt wohl die grösste Enttäuschung dar. Das war mein Traumziel und ich wüsste kein anderes, das nun nahtlos an seine Stelle treten könnte.

Ansonsten hat es mich – alles in allem – nicht enttäuscht. Die mythischen Überhöhungen der Medien und der Filme habe ich schon vorher versucht abzuziehen, wenngleich die Bilder dennoch im Kopf bleiben. Immerhin war das Ziel genau das Herz der weltweiten Filmindustrie – Landschaften, die hundertfach abgefilmt und dabei von Profis kunstvoll geschönt wurden. Beim Grand Canyon war es tatsächlich so, dass die blosse Natur angesichts der glorifizierten Bilder nicht mehr standhalten konnte.

Vieles hat aber auch Erwartungen erfüllt oder tiefe Eindrücke gebracht, wo gar keine Erwartungen gewartet haben. Der Lake Powell oder die Fahrt vom Grand Canyon nach Page standen gar nicht auf der Liste jener Sehenswürdigkeiten, die die Reise einzigartig machen sollten. Ein simples Bad im Pazifik bei Sonnenuntergang und der Kampf gegen die Wellen oder der Spaziergang zum Telegraph Hill in San Francisco sind Erlebnisse, die nicht auf der Agenda des Reisebüros standen, aber zu den Höhepunkten zählten.

Der grosse Unterschied war aber vor allem, dass dies ein Urlaub voller Erlebnisse war. Die vergangenen 18 Jahre brachten Urlaube der Erholung, wo sich die Tage vor allem durch das Buffet beim Abendessen und den Wechsel auf das nächste Buch unterschieden. Im Erlebnis gingen sie meist kontrastlos ineinander über und in der Erinnerung sind sie überhaupt nicht mehr zuordenbar.

Diesmal bin ich nicht erholt, möglicherweise sogar müder als vorher, aber voll von Eindrücken und Erfahrungen. In früheren Urlauben habe ich gelesen, diesmal habe ich wieder mehr selbst gelebt und ich nehme daraus sehr viel mehr mit.

Auch für die Kinder wird es wohl ein unvergesslicher Urlaub gewesen sein, während es bei fast allen früheren für sie schwierig ist, sich noch an das Urlaubsziel zu erinnern und zumindest ein paar Bilder dazu im Gedächtnis aufzurufen. Diesmal werden wir eher das Problem haben, die Fülle an Erlebtem in der Erinnerung richtig zuzuordnen, denn es steht ein Panoptikum an Eindrücken zur Verfügung. Nicht alles war schön, nicht alles war erfreulich und nicht alles hielt unseren Ansprüchen stand, aber wir haben ein Stück Amerika erlebt. Wir haben etwas kennen gelernt.

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