Donnerstag, 29. Juli 2010

Palm Springs (4)



Foto: Die Packungsgrössen in den USA entsprechen nicht unbedingt unseren Gewohnheiten, aber in den USA gilt: Size matters

Also weg aus LA und ab auf den Freeway Richtung Palm Spings. „Hotel California“ von den Eagles passt genau dazu. Nach nur einer guten Stunde zähflüssigen Verkehrs lassen wir LA tatsächlich hinter uns, wobei wir das nicht so genau beurteilen können, denn die Abfahrten von den Freeways sind nur nach den Strassennamen, auf die sie führen, benannt, aber in welchem Ort sich die Strasse befindet, kann man nur raten.

Zunehmend übernimmt wieder die Wüste ihre angestammte Herrschaft, die ihr mit Hilfe der abtransportierten Wassermassen des Colorado River entrissen wurde. Der Verkehr bleibt dicht, doch stellenweise lässt sich sogar das Speed-Limit von 75 mph etwas übertreten. Und ich bin nicht allein damit – das gibt Hoffung für den Rest der Reise.

(Es ist mittlerweile 6.30 Uhr und das Bad ist zu winzig, um einige Liegestütze zur Lockerung zu machen. Ehrlich gesagt, nicht nur zur Lockerung. Liegestütze sind meine kleine Midlife-Crisis – der Versuch mir zu beweisen, dass ich noch nicht alt geworden bin. Oder noch nicht sooo alt. Bis zu 47 Liegestütze – das gibt ein wenig seelische Stütze, wenn der Rücken oder die Knie schmerzen bzw. wenn ich am Fragebogen 50 bis 60 Jahre ankreuzen muss. Und es kommt billiger als ein BMW-Cabrio und ist vermutlich familienverträglicher als eine junge Freundin.)

Palm Springs also - ein klingender Name mit dem Flair von Celebrities. Mittlerweile ist es wohl vor allem Alterssitz für die Mittelschicht, deren sonnengegerbte Haut noch nicht lederig genug ist und nebenbei Absteige für Touristen wie wir es sind. Der Palm Canyon Drive bietet soviel Exklusivität wie die Touristenboulevards in Jesolo oder Las Palmas. Souvenirläden, Billigkleidung und Bars, die jede Menge Wasserdampf zur Kühlung in die Luft sprühen.

Es ist das Land der Verschwendung und der Gigantomanie. Letzteres zeigt ein abendlicher Besuch im Supermarkt. Die Packungen sind mindestens doppelt so gross wie in Europa. Sogar die Zahnpastatube hat 250 statt 100 ml Inhalt und das Fruchtgummisäckchen wiegt 1 Kilogramm. Wenn dann ein Artikel nicht so leicht vergrössert werden kann wie eine Coladose, dann ist die kleinste Packungsgrösse ein 6er oder meist ein 12er-Pack. Also 80 Dollar an der Kasse und der Gedanke, dass in den US-Wohnungen statt zwei Vorratsladen wie bei uns zwei Vorratsräume vorhanden sein müssen.

Vier (halbe!) Subway-Sandwiches komplettieren das Abendessen, das mangels lauschiger Sitzgelegenheit im Freien dann im Zimmer eingenommen wird. Das auftauchende Völlegefühl im Magen wegen des vermutlich 97prozentigen Fettgehalts in der Sandwichfüllung versuchen wir mit einem Bummel über den Palm Canyon Drive zu vertreiben. Da es auch schon gegen 22 Uhr ist und die Wasserverdampfer fleissig arbeiten, sinkt die Temperatur der 40-Grad-Grenze entgegen. Celsius versteht sich.

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