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Donnerstag, 12. August 2010
Highway Nr. 1 mit Big Sur (21)
Fotos von oben nach unten: (1) Lone Cypress am 17-Mile-Drive, (2) Missionskirche in Carmel, (3 - 5) Küste bei Big Sur
18.7.2010, 22.15 Uhr Fairfield Inn + Suites, Santa Maria
Der Tag beginnt wie geplant bei Sam´s Diner und wir werden für die nächsten sechs Stunden sehr satt. Zwar wagt sich niemand mehr an den French Toast, der zwei Häuser weiter am Vortag mit einem achtel Liter flüssiger Butter übergossen wurde, aber auch die Pancakes oder das Käseomelette mit Mashed Potatoes haben es in sich.
Dann sind wir früh und rasch aus San Francisco draussen, doch der Weg nach Monterey zieht sich. Der Nebel begleitet uns ebenso wie Tausende Sonntagsausflügler und zu meinem Entsetzen bleiben uns beide bis Monterey erhalten. 17 Mile Drive und Big Sur waren die Sehenswürdigkeiten, auf die ich mich am meisten gefreut habe, und jetzt drohen beide im Nebel zu ersaufen. Meine Laune wird langsam ebenso grau wie die Landschaft ringsum.
Wir fahren den 17-Mile-Drive ab (fast zweimal, denn das Navi hat uns an den falschen Eingang gelotst), sehen vermutlich wunderschöne Küstenabschnitte, jede Menge Prachtvillen und Golfplätze und vor allem viel Nebel. Drinnen in den Pinienwäldern ist an einem bescheidenen Bungalow ein Preisschild mit 1,599.000 $ gestanden. Die Häuser mit direktem Meerblick sind dann oft vier bis achtmal so gross, mit kleinem Park und eigenem Häuschen für die Dienstboten. Da reicht vermutlich eine Null mehr beim Kaufpreis noch nicht aus und das für ein Wochenenddomizil, das von vielen offensichtlich nicht einmal am Sonntag regelmässig genutzt wird.
Aber die Reichen sind hier nicht ganz unter sich: Jede Menge Plebejer wie wir bevölkern die Strassen und verstellen die Aussicht beim Golfen. Nicht heute – versteht sich – denn da sieht man beim Abschlag vermutlich nicht mehr, wohin der Ball geht.
Weiter geht es nach Carmel – einer durchaus charmanten Schmalspurvariante des vorher Gesehenen. Die Häuser sind nicht mehr pompös, aber hübsch; die Gärten klein, aber man blickt auf denselben Ozean und hat sogar seinen eigenen Strand. Und an dem scheint schon ein wenig blauer Himmel hervor. Blau ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung.
Wo Big Sur – der Streifen Küste, den ich seit der Lektüre von Henry Millers Buch vor mehr als 30 Jahren schon sehen wollte – beginnt, lässt sich nicht klar definieren. Vielleicht dort, wo die Sonne langsam den (kurzfristigen) Sieg über den Nebel erringt. Die Küste ist jedenfalls spektakulär (auch wenn meine Frau meint, die Bretagne sei ebenso schön) und der Tag versöhnt sich mir oder umgekehrt.
Immer wieder stelle ich mir vor, wie es in den 40er und 50er-Jahren ohne Touristen, ohne Strom und mit einem Haus alle fünf bis zehn Kilometer gewesen sein muss, als Henry Miller hier etwa zehn Jahre seines Lebens verbracht hat. Immer wieder in den Urlauben phantasiere ich davon, irgendwo an einem wundervollen Fleckchen als Teleworker zu leben. Als Schriftsteller sind die Voraussetzungen dafür sicher ideal, doch ich muss mir dann immer wieder schnell klar machen, dass in meinem Job die direkte Kommunikation mit anderen Menschen unabdingbar ist und durch Internet und Telephon nicht ersetzt werden kann.
Aber dann in der Pension – dann hole ich alles nach. Vermutlich so wie viele andere, die sukzessive wesentliche Teile ihres Lebens in die Pension verschieben und dann „richtig zu leben beginnen wollen“, um dann festzustellen, dass sie dort vor allem Sinnkrise und Langeweile erwarten.
Von Big Sur aus wird die Landschaft schleichend lieblicher und sanfter und irgendwann müssen wir dann auch den mythischen Highway Nr. 1 verlassen. Die Missionskirche in Sal Luis Obispo nehmen wir noch mit, sie ist aber weniger reizvoll als jene in Carmel und vor allem weniger schön als später jene in Santa Barbara.
Als Abschluss möchten wir noch Hearst Castle, das Monument des manischen Zeitungszaren, mitnehmen, doch um 17.00 Uhr gibt es keine Guided Tour mehr und alles, was möglich ist, wäre vom Visitor´s Center den Hügel hochzusprinten, innerhalb kurzer Zeit vor dem endgültigen Schliessen das Gelände von aussen zu besichtigen und dafür 96 $ als Dankeschön zu hinterlassen. Wir verzichten.
Es ist an diesem Tag ohnehin eine Monsteretappe und wir müssen noch nach Santa Maria. Dieses liegt dann leider nicht mehr am Meer und das Hotel gehört zwar zur Marriott-Kette, wurde aber mehr oder weniger in ein Gewerbegebiet gebaut. Da ist man nach zweieinhalb Wochen endlich an der Pazifikküste und dann setzen sie einen zwischen Autoteilehändler und Lkw-Parkplatz 30 Kilometer landeinwärts. Das Hotel ist durchaus ok und das Frühstück auf Wegwerftellern mit Wegwerfbesteck und passendem Essensangebot entsetzt uns mittlerweile auch nicht mehr.
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