Mittwoch, 11. August 2010

San Francisco - Teil 2 (20)







Fotos von oben nach unten: (1) Beständiger Nebel über der Golden Gate Bridge, (2) Pier 39 mit Telegraph Hill im Hintergrund, (3) So deutlich sind Bushaltestellen gekennzeichnet, (4) Aufstieg auf den Telegraph Hill, (5) Vom Telegraph Hill Richtung Little Italy, (6) Cable Car in Chinatown

17.7. 21.45 Uhr San Francisco Hotel Whitcomb

Die Betten im Whitcomb sind die bisher schlechtesten in zwei Wochen und San Francisco erwartet uns mit nebligen 15 Grad. „If you are going to San Francisco, wear some jackets and some bonnets around your hair“, hätte Scott McKenzie singen müssen. Mark Twain war da schon präziser mit seiner Aussage, der härteste Winter den er je erlebt hätte, wäre der Sommer in San Francisco gewesen.

Das Frühstück schräg gegenüber fällt amerikanisch üppig, aber ganz passabel aus. Mit etwas schwerem Magen besteigen wir das Streetcar direkt vor dem Hotel, steigen nach Fisherman´s Wharf um in den Bus bis zur Endhaltestelle, gehen einige Zeit zu Fuss und sehen dennoch die Golden Gate Bridge nur aus der Entfernung. Wie erwartet im Nebel eingetaucht. Dafür sind die viktorianischen Häuser abermals entzückend.

Der Rückweg (nachdem wir erfragt haben, dass eine Bushaltestelle durch ein kleines aufgemaltes Zeichen an einem Laternenpfahl erkennbar ist) führt uns zu Fisherman´s Wharf http://www.sfgate.com/neighborhoods/sf/fishermanswharf/ , zu den Seelöwen und den Souvenirläden. Ein Hard Rock Cafe ist auch darunter und zwei T-Shirts bessern der Kinder Laune merkbar.

Dahinter taucht der Telegraph Hill mit dem Coit Tower auf, den wir über die Filbert Steps besteigen. Und nun wird San Francisco ungeheuer charmant und lebenswert. Wunderbare Häuschen mit romantischen Kleingärten, terrassenförmig angeordnet und ohne direkte Autozufahrt, aber dafür mit grossartigen Blicken über die Bucht – entweder in Richtung Bay Bridge oder Alcatraz. Einmal entdecke ich sogar einen kleinen Pool am Dach und zur Perfektion kommt die Sonne hervor. Es muss ein Vergnügen sein, hier zu wohnen und es muss ein Vermögen kosten.

Der Coit Tower vermittelt schöne und interessante Blicke in die andere Richtung, aber die Unmittelbarkeit, das Einfühlen in die Wohnsituation fehlt von ganz oben. Wir steigen auf der anderen Seite hinunter Richtung Little Italy und finden an der Grenze zu China Town, wonach ich suche: Das Café Greco. Einmal Cappuccino, dreimal Cafe Latte und vier durchaus schmackhafte Süssigkeiten. So muss es ein.

Danach finden wir auf dem dritten Cable Car endlich Platz (warum müssen überall soviele Touristen sein?), aber meine 5 $-Fahrt endet schnell und ich laufe den steilen Hügel wieder hinauf, um keuchend den noch unversehrten Objektivdeckel der Nikon von der Strasse zu klauben. Die Familie findet an der Endstation teils stolz, teils erlöst wieder zusammen und Lisas Laune bessert sich nachhaltig, als Gap freundlicherweise zwei Jeans in ihrer Körperform geschneidert hat. Wie es halt so sein muss, hüpft dabei Mias Knie aus der eigentlich vorgesehenen Halterung, aber wir trotten dennoch versöhnlich die Market Street hinunter bis zum Whitcomb.

Ohne Einkäufe machen wir uns auf die Suche nach einem netten Restaurant mit California Cuisine und betreten SoMa (South of Market), das laut Reiseführer besonders coole Viertel mit Künstlern, Boutiquen und vielen angesagten Restaurants. Wir finden Möbelgeschäfte, eine Tankstelle, einige Baugruben, viele schräge Vögel und mit wachsendem Entsetzen über die US-Sozialpolitik Obdachlose in einer Frequenz von etwa 50 Metern. Das sind nicht die Hippie-Aussteiger in Haight Ashbury, die „Cash for research on alcohol“ auf das Schild malen oder „BEE“ mit Münzen auf die Strasse legen und um das „R“ ersuchen. Hier liegen Dutzende meist schwarze Menschen mit ihrem in ein oder zwei Plastiksäcke gepferchten Hab und Gut auf dem Gehsteig, in Nischen oder in Luxusfällen auf einer Holzbank.

Da wir kein Restaurant finden, setzen wir unsere Suche im nördlichen und mit teurer Architektur ausgestatten Viertel namens Civic Center fort und das Bild der Armut bleibt gleich. Wir verstehen einmal mehr dieses Land nur sehr schwer. Der Dollarschein, den wir geben, ist mehr ein symbolischer Akt.

Direkt vor dem Hotel finden wir dann endlich, was wir eigentlich die ganze Zeit gesucht haben: Sam´s Diner bietet gutes Essen, freundliche Bedienung und moderate Preise. Der Schokolade-Milkshake von Lisa reicht als Dessert für drei und selbst die Kinder streichen Starbucks für morgen, denn wir wollen bei Sam auch frühstücken.

Der Nebel beherrscht San Francisco schon wieder seit drei Stunden, aber wie zum Beweis der amerikanischen Widersprüchlichkeiten haben drei von uns einen Sonnenbrand erwischt. Hier, bei 20 Grad zuerst mit Jacke, dann nur mehr mit T-Shirt und Pullover.


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