Dienstag, 17. August 2010

Hollywood und Abflug (26)



Fotos von oben nach unten: (1) Hollywood-Schild, (2) Der Walk of Fame am Hollywood-Boulevard mit einem Stern für einen meiner Lieblingskomiker

22.7. 18.45 Uhr, Los Angeles International Airport

Der letzte Tag beginnt überraschend doch ohne Feueralarm, aber in offensichtlicher Antizipation schlafe ich dennoch unruhig und nur etappenweise. Der Tee bei Erwin schmeckt dann nach Kaffee, der sich offensichtlich sonst in der Kanne befindet, doch die Donuts sind wieder frisch herausgebacken. Ja, sie sind jung, sie sind warm, sie sind nett.

Dann geht es zur Abwechslung zum nächsten Wal-Mart, da die Kinder noch Süssigkeiten für ihre Freunde mitbringen möchten. Offensichtlich wiegt der Coolness-Faktor bei einigen Dingen schwerer als der Geschmack. Was dann gestern mangels Zeitmangel noch offen blieb wird heute nachgeholt: Hollywood und der Walk of Fame. Ersteres zeigt sich einfach als leicht herunter gekommenes Stadtviertel mit einer überdurchschnittlichen Dichte an Kinos und Strassenverkäufern für Celebrity-Tours; zweiteres enttäuscht die Kinder ob seiner Mickrigkeit und Belanglosigkeit dann völlig. Wir Älteren und von den Widrigkeiten des Lebens bereits Desillusionierten haben erst gar nichts erwartet – ein zweifelhaftes Privileg des Alters.

Einzig die zufällige Durchfahrt durch Beverly Hills (da sind gar keine Hügel) bietet die Aussicht auf architektonisch aufwändigere Villen als sie bei uns üblich sind und abschliessend stockt Amoeba Music die CD-Sammlung nochmals auf. Ansonsten ist Los Angeles der perfekte Schlusspunkt für diese Reise: Das Gefühl des Verlustes schwindet und die Vorfreude auf Österreich steigt.

Aus einer Kombination aus langsam wachsender Lustlosigkeit und bei einem Viertel unserer Reisegruppe bereits deutlich eminenter Nervosität (da das Online-Einchecken während des Feueralarms scheiterte), beschliessen wir bereits sechs Stunden vor Abflug Alamo Rent a Car anzusteuern. Die Rückgabe des Dodge dauert im Gegensatz zur aufwändigen Übernahme nur eine knappe Minute und mehr als 4000 Meilen Fahrt liegen nun hinter uns.

Binnen weiterer 30 Minuten stehen wir am Eincheck-Schalter und der freundliche Lufthansa-Angestellte namens Roger teilt uns mit aller britischen Höflichkeit mit, dass wir erstens bereits in Wien vier Sitze in Reihe 52 reserviert hatten und zweitens der Weiterflug München-Wien gecancelt wurde. Die Kombination aus deutschem Unter- und britischen Benehmen verschafft uns jedoch innerhalb von 20 Minuten Tickets im nächsten Flugzeug eine Stunde später, was wir schon geradezu mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen. (Später in München zeigt sich zwar, dass der ursprüngliche Flug doch stattfinden sollte, aber da sind unsere Plätze schon wieder vergeben.)

Der Sicherheitscheck bringt dann noch eine heikle Situation, bei dem mich der Beamte nach der Auswölbung unter meinem T-Shirt fragt. Ich antworte ihm, es handle sich um das Täschchen mit meinem Reisepass und will dieses hervorziehen. Er ruft alarmiert: „Stop it, stop it“ und ein zweiter Sicherheitsbeamter eilt dem mittlerweile kreidebleichen Mann zu Hilfe. Ich ziehe dennoch furchtlos mein Lederetui hervor, was offensichtlich so schnell geschieht, dass sie nicht mehr rechtzeitig zur Waffe greifen können. Somit belassen sie es bei eindringlichen Warnungen und ich schaffe es nach Metalldetektor, Nacktscan, Schuhe ausziehen, Abtasten und Gepäckkontrolle doch noch wohlbehalten zum Gate. Dabei ist nach drei Wochen Reisezeit Schuhe ausziehen eindeutig die gefährlichste Waffe, die uns zur Verfügung steht.

Im Lautsprecher hören wir dann noch eine Aufforderung, die uns auf dieser Reise häufiger begegnete: „Please report….“ Egal ob es sich um unbeaufsichtigtes Gepäck, unerwünschte Geldwechsler, betrunkene Autofahrer oder Tiere fütternde Touristen handelt – die Aufforderung zur Denunziation ist der US-Gesellschaft offensichtlich zueigen.

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