Reisetagebuch FTI Mietwagenrundreise Grandioser Westen Juli 2010. Reisebericht mit Stationen in: Los Angeles Palm Springs Phoenix Grand Canyon Page Lake Powell Monument Valley Mesa Verde Moab Arches National Park Bryce Canyon Las Vegas Death Valley Sequoia Yosemite Mono Lake San Francisco Big Sur Santa Barbara Riverside Venice Beach
Dienstag, 31. August 2010
State of the Land (30)
Foto: Auch die Obdachlosen mussen im "Land of Plenty" immer einfallsreicher werden, um zu überleben ("Schaffen Sie es, mit der Münze in diesen Becher zu treffen?")
16.8.2010, Wien
Der „Spiegel“ berichtet über die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in den USA und belegt mit eindrucksvollen und erschreckenden Zahlen, was für uns Besucher als vager Eindruck entstanden ist. Jeder achte US-Amerikaner und jedes vierte Kind lebt von staatlichen Essensmarken. 17 % der Bevölkerung sind entweder direkt arbeitslos oder können sich von ihren Tagesjobs nicht ausreichend ernähren. Und die deutliche Mehrheit erwartet, dass es ihren Kindern schlechter gehen wird als ihnen selbst. Wo ist der sprichwörtliche Optimismus der Amerikaner geblieben? Ist die wieder steigende Konsumlust nur der Versuch, noch einmal auf den Putz zu hauen, bevor das Haus auseinanderbröckelt?
Seit den 70er Jahren stagniert das durchschnittliche Einkommen arbeitender Männer bei 45.000 $, während sich jenes der Top-Verdiener seither verdreifacht hat. Wie lange hält sich hier noch der Glaube, dass es jeder mit harter Arbeit bis ganz nach oben schaffen kann? Immerhin ist dies eine der Grundbedingungen für den sozialen Frieden im Land.
Natürlich gibt es sie noch: die Geschichten vom märchenhaften Aufstieg armer US-Amerikaner zum Millionär. Doch in dem Land, in dem der Mythos des sozialen Aufstiegs („Vom Tellerwäscher zum Millionär“) eine der tragenden Säulen der Gesellschaft ist, wird das offenbar immer schwieriger.
Die „New York Times“ („NYT“) berichtet von fünf großen Studien in der jüngeren Vergangenheit, die zum selben Schluss gekommen seien: Die soziale Mobilität in den USA sei geringer als in Kanada und selbst in Westeuropa. „Es wird immer mehr zu einer Binsenweisheit, dass es in den USA weniger soziale Mobilität gibt als in anderen Industrieländern“, so die Wirtschaftswissenschaftlerin Isabel Sawhill.
Politisch ist das vor allem für die Republikaner brisant. Sie hätten seit jeher die Kritik der Demokraten an den ungewöhnlich hohen Einkommensunterschieden mit dem Hinweis darauf abgeschmettert, dass die soziale Mobilität - also die Aufstiegschancen des Einzelnen - besonders hoch sei, so die „NYT“.
Der schwedische Ökonom Markus Jantti habe in einer Untersuchung herausgefunden, dass 42 Prozent der männlichen US-Amerikaner, die im untersten Fünftel der Einkommensstufe groß wurden, diese Gruppe nie verlassen. Das ist ein signifikant höherer Grad als etwa in Dänemark (25 Prozent).
Aber auch in Großbritannien, das für Spannungen zwischen den sozialen Schichten bekannt ist, lag der Wert bei „nur“ 30 Prozent. Nur acht Prozent der Angehörigen der untersten Schicht in den USA schafften den Aufstieg ins oberste Fünftel - in Großbritannien waren es immerhin zwölf und in Dänemark 14 Prozent.
Einer der Gründe könnte sein, dass das Armutsniveau in den USA besonders niedrig ist, wodurch es der nächsten Generation entsprechend schwerer fällt, dieses Niveau hinter sich zu lassen, so die „NYT“. Ein anderer möglicher Grund: die hohen Kosten, die Familien privat für die Ausbildung ihrer Kinder aufbringen müssen. Das verstärkt die Schere zwischen den sozialen Schichten noch mehr.
Andererseits spart man in Hawaii am Freitag die Schule ein, in Teilen Georgias wurde der öffentliche Busverkehr eingestellt und in Colorado Springs kann man sich sogar den Strom für die Strassenlaternen nicht mehr leisten. Das ist nicht mehr das „Land of plenty“. Es ist zwar noch immer die Nation, die auf alle anderen herabblickt und ihr eigenes Modell für überlegen hält, aber belegen lässt sich dies immer schwerer.
Unsere Eindrücke von fehlender Infrastruktur, nur in Ballungsgebieten vorhandenen Mobilfunknetzen, ärmlichen Containerhäusern und vor allem erschreckend vieler Obdachloser waren offensichtlich ein zutreffender Ausschnitt aus der Realität. Das 21. Jahrhundert wird wohl nicht den USA gehören. Besuchen Sie Amerika, solange es noch steht!
Mittwoch, 25. August 2010
Die FTI-Reaktion (29)
Foto: Das Hotel Whitcomb in San Francisco: schönes Foyer, schlechter Service, desolate Zimmer
9.8. 2010 Wien
FTI antwortet auf das Mail, das ich gesandt habe und in dem ich einfach Feedback auf die positiven und negativen Punkte, vor allem bezüglich der gewählten Hotels, geben wollte. Obwohl ich nicht reklamiert habe, senden sie einen 100 Euro-Gutschein als Dankeschön, aber andererseits gehen sie inhaltlich nicht darauf ein, sondern verweisen nur darauf, es an den Produktverantwortlichen für „Grandioser Westen“ weiterleiten zu wollen.
Das Frühstück zuhause (28)
Fotos: Erfreuliches und Unerfreuliches - Parken beim Hotel Whitcomb in San Francisco bzw. die Küste bei Big Sur
24.7.2010, 9.30 Uhr Wien
Worauf freut sich der Wiener (respektive Salzburger), wenn er aus dem Urlaub zurückkommt? Auf Hochquellwasser für den Twinings-Tee und Handsemmeln vom Grimm.
Das Frühstück schmeckt köstlich. Kein gesüsstes Brot, ordentlicher, starker Earl Grey mit gutem Wasser zubereitet, Marmelade, die nach Früchten schmeckt und den Luxus von schönen Porzellantellern zu essen. Was den Genuss noch erleichtert ist die Tatsache, dass ich im Urlaub zwei Kilogramm abgenommen habe, was aber vermutlich in der Familie eine Minderheitsposition sein dürfte.
Das bessere Essen muss allerdings verdient werden, denn Freundlichkeit und Service in den Geschäften ist weit vom US-Standard entfernt. Es war schon ein eindrückliches Erlebnis, die missmutigen Gesichter in der Spar-Filiale, das Fehlen jeglichen Lächelns und die grantig gemurmelten Bemerkungen von insgesamt vier Mitarbeitern nach drei Wochen USA beobachten zu müssen. Ok, Wien ist diesbezüglich vermutlich nach Nordkorea das schwierigste Terrain, aber nach einem US-Aufenthalt fühlt man sich in einem Wiener Geschäft als Störfaktor und nicht als Kunde.
Beim gemeinsamen Frühstück um 8.30 Uhr, denn der Jet Lag macht sich allgemein bemerkbar, wird erinnert, rekapituliert und bewertet. Der Tenor ist einstimmig: Anstrengend war es, aber vor allem schön und interessant. Der Westen war tatsächlich grandios, wie der Titel der Rundreise versprochen hat.
Die leichte Kritik am Veranstalter FTI ist auch einheitlich. Die letzte Woche war mit zu langen Etappen gespickt, die Zeit zum Besichtigen zu kurz. Als Höhepunkt der Hetzerei wird klar Yosemite genannt, aber auch die Fahrt von San Francisco nach Santa Maria wurde so empfunden. Bei den Hotels sind das einfach herunter gekommene Comfort Inn in Palm Springs und das klapprige und unprofessionelle Whitcom in San Francisco als Minuspunkte in Erinnerung; andere wie das Hospitality Suite Resort in Scottsdale oder das Aarchway Inn in Moab sind positiv herauszuheben.
Miteinander sind wir trotz belastender Faktoren wie langer Autofahrten, kurzer Erholungspausen und dauernder Hotelwechsel alles in allem sehr gut miteinander ausgekommen, haben aufeinander Rücksicht genommen und viel miteinander geteilt. Nun teilen wir die gemeinsame Erinnerung an den erlebnisreichsten aller Urlaube.
Donnerstag, 19. August 2010
Zurück in Wien (27)
Zu den Highlights der Reise zählten Lake Powell (Fotos 1 + 4) und Monument Valley (Fotos 2 + 3)
24.7., 5.15 Uhr, Wien
Zurück. In einer nicht klimatisierten Wohnung im heissen Wien, aber dafür mit der verschwenderischen Fülle des gewohnten Besitztums ausgestattet. Die erste Trommel voll Wäsche ist bereits aufgehängt, die ersten Sachen verstaut. Das ist offensichtlich die Vitalität und Agilität von fünf bis sechs Stunden Schlaf in Etappen nach 29 Stunden Wachphase. Oder es ist doch nur Pflichtbewusstsein.
Der Rest der Familie träumt noch von Amerika, doch mein Traum ist ausgeträumt. Fast 20 Jahre lang habe ich auf diese Reise gewartet und dass sie nun zu Ende ist, stellt wohl die grösste Enttäuschung dar. Das war mein Traumziel und ich wüsste kein anderes, das nun nahtlos an seine Stelle treten könnte.
Ansonsten hat es mich – alles in allem – nicht enttäuscht. Die mythischen Überhöhungen der Medien und der Filme habe ich schon vorher versucht abzuziehen, wenngleich die Bilder dennoch im Kopf bleiben. Immerhin war das Ziel genau das Herz der weltweiten Filmindustrie – Landschaften, die hundertfach abgefilmt und dabei von Profis kunstvoll geschönt wurden. Beim Grand Canyon war es tatsächlich so, dass die blosse Natur angesichts der glorifizierten Bilder nicht mehr standhalten konnte.
Vieles hat aber auch Erwartungen erfüllt oder tiefe Eindrücke gebracht, wo gar keine Erwartungen gewartet haben. Der Lake Powell oder die Fahrt vom Grand Canyon nach Page standen gar nicht auf der Liste jener Sehenswürdigkeiten, die die Reise einzigartig machen sollten. Ein simples Bad im Pazifik bei Sonnenuntergang und der Kampf gegen die Wellen oder der Spaziergang zum Telegraph Hill in San Francisco sind Erlebnisse, die nicht auf der Agenda des Reisebüros standen, aber zu den Höhepunkten zählten.
Der grosse Unterschied war aber vor allem, dass dies ein Urlaub voller Erlebnisse war. Die vergangenen 18 Jahre brachten Urlaube der Erholung, wo sich die Tage vor allem durch das Buffet beim Abendessen und den Wechsel auf das nächste Buch unterschieden. Im Erlebnis gingen sie meist kontrastlos ineinander über und in der Erinnerung sind sie überhaupt nicht mehr zuordenbar.
Diesmal bin ich nicht erholt, möglicherweise sogar müder als vorher, aber voll von Eindrücken und Erfahrungen. In früheren Urlauben habe ich gelesen, diesmal habe ich wieder mehr selbst gelebt und ich nehme daraus sehr viel mehr mit.
Auch für die Kinder wird es wohl ein unvergesslicher Urlaub gewesen sein, während es bei fast allen früheren für sie schwierig ist, sich noch an das Urlaubsziel zu erinnern und zumindest ein paar Bilder dazu im Gedächtnis aufzurufen. Diesmal werden wir eher das Problem haben, die Fülle an Erlebtem in der Erinnerung richtig zuzuordnen, denn es steht ein Panoptikum an Eindrücken zur Verfügung. Nicht alles war schön, nicht alles war erfreulich und nicht alles hielt unseren Ansprüchen stand, aber wir haben ein Stück Amerika erlebt. Wir haben etwas kennen gelernt.
Dienstag, 17. August 2010
Hollywood und Abflug (26)
Fotos von oben nach unten: (1) Hollywood-Schild, (2) Der Walk of Fame am Hollywood-Boulevard mit einem Stern für einen meiner Lieblingskomiker
22.7. 18.45 Uhr, Los Angeles International Airport
Der letzte Tag beginnt überraschend doch ohne Feueralarm, aber in offensichtlicher Antizipation schlafe ich dennoch unruhig und nur etappenweise. Der Tee bei Erwin schmeckt dann nach Kaffee, der sich offensichtlich sonst in der Kanne befindet, doch die Donuts sind wieder frisch herausgebacken. Ja, sie sind jung, sie sind warm, sie sind nett.
Dann geht es zur Abwechslung zum nächsten Wal-Mart, da die Kinder noch Süssigkeiten für ihre Freunde mitbringen möchten. Offensichtlich wiegt der Coolness-Faktor bei einigen Dingen schwerer als der Geschmack. Was dann gestern mangels Zeitmangel noch offen blieb wird heute nachgeholt: Hollywood und der Walk of Fame. Ersteres zeigt sich einfach als leicht herunter gekommenes Stadtviertel mit einer überdurchschnittlichen Dichte an Kinos und Strassenverkäufern für Celebrity-Tours; zweiteres enttäuscht die Kinder ob seiner Mickrigkeit und Belanglosigkeit dann völlig. Wir Älteren und von den Widrigkeiten des Lebens bereits Desillusionierten haben erst gar nichts erwartet – ein zweifelhaftes Privileg des Alters.
Einzig die zufällige Durchfahrt durch Beverly Hills (da sind gar keine Hügel) bietet die Aussicht auf architektonisch aufwändigere Villen als sie bei uns üblich sind und abschliessend stockt Amoeba Music die CD-Sammlung nochmals auf. Ansonsten ist Los Angeles der perfekte Schlusspunkt für diese Reise: Das Gefühl des Verlustes schwindet und die Vorfreude auf Österreich steigt.
Aus einer Kombination aus langsam wachsender Lustlosigkeit und bei einem Viertel unserer Reisegruppe bereits deutlich eminenter Nervosität (da das Online-Einchecken während des Feueralarms scheiterte), beschliessen wir bereits sechs Stunden vor Abflug Alamo Rent a Car anzusteuern. Die Rückgabe des Dodge dauert im Gegensatz zur aufwändigen Übernahme nur eine knappe Minute und mehr als 4000 Meilen Fahrt liegen nun hinter uns.
Binnen weiterer 30 Minuten stehen wir am Eincheck-Schalter und der freundliche Lufthansa-Angestellte namens Roger teilt uns mit aller britischen Höflichkeit mit, dass wir erstens bereits in Wien vier Sitze in Reihe 52 reserviert hatten und zweitens der Weiterflug München-Wien gecancelt wurde. Die Kombination aus deutschem Unter- und britischen Benehmen verschafft uns jedoch innerhalb von 20 Minuten Tickets im nächsten Flugzeug eine Stunde später, was wir schon geradezu mit Erleichterung zur Kenntnis nehmen. (Später in München zeigt sich zwar, dass der ursprüngliche Flug doch stattfinden sollte, aber da sind unsere Plätze schon wieder vergeben.)
Der Sicherheitscheck bringt dann noch eine heikle Situation, bei dem mich der Beamte nach der Auswölbung unter meinem T-Shirt fragt. Ich antworte ihm, es handle sich um das Täschchen mit meinem Reisepass und will dieses hervorziehen. Er ruft alarmiert: „Stop it, stop it“ und ein zweiter Sicherheitsbeamter eilt dem mittlerweile kreidebleichen Mann zu Hilfe. Ich ziehe dennoch furchtlos mein Lederetui hervor, was offensichtlich so schnell geschieht, dass sie nicht mehr rechtzeitig zur Waffe greifen können. Somit belassen sie es bei eindringlichen Warnungen und ich schaffe es nach Metalldetektor, Nacktscan, Schuhe ausziehen, Abtasten und Gepäckkontrolle doch noch wohlbehalten zum Gate. Dabei ist nach drei Wochen Reisezeit Schuhe ausziehen eindeutig die gefährlichste Waffe, die uns zur Verfügung steht.
Im Lautsprecher hören wir dann noch eine Aufforderung, die uns auf dieser Reise häufiger begegnete: „Please report….“ Egal ob es sich um unbeaufsichtigtes Gepäck, unerwünschte Geldwechsler, betrunkene Autofahrer oder Tiere fütternde Touristen handelt – die Aufforderung zur Denunziation ist der US-Gesellschaft offensichtlich zueigen.
Montag, 16. August 2010
Universal Studios und Venice - diesmal wirklich Beach (25)
Fotos von oben nach unten: (1) Amerikanische Ess-Träume, (2) Filmkulissen in den Universal-Studios, (3) Künstliche Grossbritannien-Kulisse, (4) Terminator-Show, (5 + 6) Sunset in Venice mit Blick Richtung Malibu
21.7. 22.45 Uhr, Hotel Erwin, Venice Beach
Der Wunsch der Kinder ist gehört worden, also gehört der heutige Tag Universal Studios und den Universal Studios gehören nun 236 $ mehr. Wir beginnen nach dem Warten an der Kassa mit einer weiteren 40minütigen Wartezeit, doch die ebenso lange Studiotour ist dann durchaus interessant. Es ist viel Eigenwerbung für vergangene und kommende Filme dabei, aber die Fahrt kombiniert Informationen und Unterhaltung durchaus kurzweilig. Einige oft benutzte Kulissen für Westerndrehs oder Stadtbilder des 19. Jahrhunderts werden mit Effekten (Überflutung, 3-D-Godzilla-Überfall etc.) aufgemotzt.
Universal Studios sind aber mittlerweile vor allem ein Vergnügungspark und für den restlichen Tag stimmt dann das Verhältnis zwischen Unterhaltung und Wartezeit nicht mehr. Bei Terminator, Shrek und Jurassic Park warten wir jeweils 40 bis 60 Minuten für je 5 bis 10 Minuten an 3-D-Film bzw. Bootsfahrt. Verzeihung, jetzt hätte ich bei Shrek fast das vierte „D“ unterschlagen, das darin besteht, den Besucher an entsprechenden Szenen (der Esel spuckt, der Esel niest etc.) über eine Düse im Vordersitz nass zu spritzen.
Insgesamt wirkt dieses Gelände fast ebenso bizarr wie Las Vegas, da auch verschiedenste thematische Kulissen aufgebaut sind und man 50 Meter in einem künstlichen London geht, um an der nächsten Ecke an einer italienischen Piazza zu landen. Die Amerikaner scheinen sich aber in Scharen zu amüsieren und verkürzen sich die Wartezeiten mit ausdauerndem Essen und Trinken, das für 24,95 $ den gesamten Tag als „All you can eat and drink“ zur Verfügung steht. Damit einem bei all der Anstrengung nicht zu heiss wird, werden nahezu alle Flächen mit massiven Wasserverdunstern herunter gekühlt. Der Wasserverbrauch der Universal Studios entspricht vermutlich dem einer grösseren österreichischen Landeshauptstadt.
Auf mein Drängen hin schaffen wir gerade noch den Sonnenuntergang am Venice Beach bzw. die Sicht auf einzelne Sonnenstrahlen, die Malibu am anderen Ende der Bucht abbekommt. Dies ergibt aber sehr eindrucksvolle Bilder und ich runde den visuellen Eindruck mit einem Bad im Pazifik ab. Angesichts einer vermutlich identen Luft- und Wassertemperatur von knapp über 20 Grad muss ich zwar ein wenig überwinden, werde aber reichlich belohnt. Die Wellen sind hoch und ich geniesse die Mischung aus Schwimmen, Surfen, Dagegenstemmen und Verschlucktwerden ungemein. Völlig ausser Atem, aber überaus zufrieden, dem Element einigermassen getrotzt zu haben, entsteige ich dem Wasser und wir können uns im Hotel dem nächsten Feueralarm widmen. Wieder heisst es an der Rezeption, es sei falscher Alarm, was allerdings durch zwei vorfahrende Feuerwehrfahrzeuge ein wenig an Glaubwürdigkeit verliert.
Wir beschliessen den Tag im Restaurant nebenan zu beenden, das argentinisch-spanisch-italienische Küche bietet. Dabei erfahren wir vom Ko-Besitzer aus Palästina von seinen Aufenthalten in Schweden, Indonesien und Neuseeland, von seiner Tochter in San Francisco sowie von seiner Wahrnehmung, dass nebenan im Erwin die Küche gebrannt habe. Weiters sprechen wir mit dem Australier, dessen Vater ein Österreicher ist, und mit dem Amerikaner, der in Innsbruck gelebt hat, und geniessen nebenbei noch die gute Küche. Die Rib Steaks sind mit dem chinesischen Essen in San Francisco sicher kulinarisch mit Abstand das Beste während dieser drei Wochen. Anschliessend ist sowohl meine Laune als auch meine Konstitution gestärkt genug für den nächsten Feueralarm.
Sonntag, 15. August 2010
Venice Beach (24)
Foto: Frisch gebackene Frühstück-Donuts im Hotel Erwin
21.7. 8.00 Uhr, Hotel Erwin Venice Beach Los Angeles
Ich habe Michael sofort erkannt – auch nach 23 Jahren. Das Restaurant in Santa Monica ist seine Empfehlung - just around the corner, also 15 Minuten Autofahrt. Der Abend verläuft nett, interessant und für mich wesentlich ergiebiger als das Treffen mit Carol. Zuerst fragt Michael nach unserer Route und wir beschreiben ihm all die Sehenswürdigkeiten seines Landes, die er noch nicht kennt oder wo er höchstens einmal als Kind war.
Dann gehen wir über zur Politik und Vergleichen zwischen den USA und Europa. Spätestens beim Ausmass der jährlichen Urlaubswochen erklärt Michael noch Österreich emigrieren zu wollen und er könne ja versuchen türkisch zu lernen, um in Österreich als richtiger Einwanderer zu gelten. Man merkt, dass Michael für amerikanische Verhältnisse recht weit links steht, aber nach den vielen Obdachlosen gefragt reagiert auch er eher ratlos, warum wir das als Problem sehen. Die kämen halt nach San Francisco oder auch Venice, da sie da von den Stadtverwaltungen hier eher toleriert würden.
Leider ist Mia nicht dabei, da ihr Magen „upset“ ist, wie eine dieser typischen amerikanischen Umschreibungen lautet. Wir bringen aus dem amerikanischen Grill-Restaurant eine Portion Reis mit und erfahren von ihr, dass wir in der Zwischenzeit zwei Feueralarme verpasst haben. Das bleibt aber kein wirkliches Versäumnis, denn offensichtlich hat es irgendwer noch immer nicht verstanden, dass zwischen Rauchen am Zimmer und dem darauf folgenden minutenlangen schrillem Kreischen an der Schmerzgrenze ein Kausalzusammenhang besteht. So haben wir noch zweimal Gelegenheit, dies nachzuholen – einmal davon mitten in der Nacht. Man erlebt doch immer wieder etwas Neues hier.
Das Frühstück im Erwin ist dann zweifach ungewohnt: Der Frühstücksraum ist voll, also weichen wir in die sogenannte Patio aus – einer Art Veranda direkt zwischen Hotelzufahrt und vierspuriger Strasse. Sehr lauschig. Dafür erleben wir den Luxus, von echten Porzellantellern zu essen und aus richtigen Mugs zu trinken. Und die Muffins und Donuts sind frisch gebacken und schmecken mindestens eine Klasse besser als anderswo. Man merkt eben doch, dass das Hotel einer französischen Kette gehört – spätestens beim Essen und der Tischkultur.
Samstag, 14. August 2010
Star Trek Museum in Riverside und Santa Monica Pier (23)
Fotos von oben nach unten: (1) Star Trek Museum in Riverside, (2) Santa Monica Pier, (3) Santa Monica Beach mit Juli-Wetter, (4) Eigenwillige Mode in Venice, (5) Die Verkaufsläden an Der Promenade in Venice Beach, (6) Der romantische Blick aus dem Hotel Erwin auf Venice Beach
20.7., 15.00 Uhr, Hotel Erwin Venice Beach Los Angeles
Wir stehen besonders früh auf, um nach Riverside zu fahren. Wohin bitte? Nun, dort gibt es nicht viel, aber immerhin ein Star Trek Museum. Die Kinder haben es noch am Abend zuvor im Internet gecheckt, Öffnungszeiten inklusive.
Wir haben Glück und der Stau ist immer auf der Gegenseite, weshalb wir – Frühstück in Riverside inklusive – um 10.15 Uhr vor dem 110 Kilometer entfernten Museum ankommen. Was tut man nicht alles, um seine Kinder glücklich zu machen. Wir laden noch kurz die Parkuhr, als die Kinder mit betretenen Gesichtern zurückkommen. Das Museum öffnet um 12.00 Uhr – also 105 Minuten Wartezeit. Aber was tut man nicht alles, um Kinder glücklich zu machen.
Wir lesen im Reiseführer, erklimmen einen Hügel, füttern ein Hörnchen, kaufen Sandwiches, diskutieren mit Supermarkt-Wächtern, ob man einen Rucksack im Markt tragen darf, suchen ein WC, schauen uns Häuser an, sitzen auf Parkbänken und schon ist die Wartezeit um. 15 $ Eintritt pro Person, das ist wohl nur etwas für echte Trekkies. Ich bleibe also draussen und warte. Das kann ich heute schon ziemlich gut.
Bereits nach 30 Minuten taucht der Rest der Familie leidlich bis stark enttäuscht wieder auf. Das Museum besteht nur aus einem Raum, statt wie versprochen existiert statt der Brücke der Enterprise nur der Stuhl von Captain Cirk und wenn man sich darin fotografieren lassen will, kostet es 19 $ extra. Eigene Bilder sind im gesamten Museum streng verboten. Es wundert mich kaum, dass auf 7 Angestellte nur 5 Besucher – uns eingerechnet – kommen. Die anderen beiden Besucher erzählen, dass es auf jeder durchschnittlichen Convention mehr zu sehen gibt. Was tut man nicht alles, um Kinder glücklich zu sehen.
Wir schaffen es bis 14.00 Uhr zurück nach Los Angeles. Letzte Station der Reise ist das Hotel Erwin in Venice Beach. Der erste Eindruck ist die Parkgebühr von 28 $ plus Steuern plus Trinkgeld für jedes Abliefern bzw. Holen des Autos. Aber immerhin ist eines der Zimmer bereits fertig und nach und nach fallen alle drei ins Bett. Ich versuche währenddessen, das für spätestens 15.00 Uhr angekündigte zweite Zimmer zu bekommen. Noch nicht fertig. 15.00 Uhr kann auch 15.30 Uhr bedeuten, erklärt mir der lateinamerikanische Kalifornier. Der Tag scheint vor allem aus Warten zu bestehen.
Generell habe ich den subjektiven Eindruck, dass die Latinos die Bevölkerungsmehrheit in Kalifornien bilden. Laut Reiseführer dauert es noch 10 bis 20 Jahre, bis es soweit ist, aber zumindest an Punkten wie Hotels, Supermärkten oder Shops kommt man fast nur mehr Lateinamerikanern in Kontakt. Die weissen Protestanten bleiben wohl alle in ihren Büros, ihren klimatisierten Häusern und ihren BMWs. Auf diese Weise holen sich die Mexikaner wieder langsam zurück, was sie vor 150 Jahren abgeben mussten und die Umbauten, die der bisherige Mieter am Objekt gemacht hat, bleiben glücklicherweise erhalten.
Ich werde nun nachsehen, ob 15.30 Uhr auch 16.00 Uhr bedeuten kann. Um 15.50 Uhr bin ich tatsächlich zurück, allerdings auch nur, da ich an der Rezeption bereits etwas unrund geworden bin.
19.15 Uhr: Als alle wieder wach sind, gehen wir an den Strand in Venice. Es dauert aber nur eine Minute, bis uns klar wird: Es ist schlicht zu kalt zum Baden. Also schlendern wir die Promenade weiter Richtung Santa Monica. Klingt pompös, ist aber tatsächlich schräg bis abgefuckt. Einige Obdachlose, einige Bettler, viele Tattoo-, Tarot-, Steinschmuck-, Portait- und was auch immer Strassenstände und alle notdürftig aufgebaut. Dazwischen die Marktschreier, die alles bis zum Marihuana-Doctor anpreisen. Dahinter liegen teilweise völlig herunter gekommene Gebäude, aber auch einige schöne Hotels und Appartment-Komplexe.
Auch der Santa Monica Pier hat seine besseren Tage wohl schon Jahrzehnte hinter sich. Also sehen wir uns einfach die schrägen Typen an und bewegen uns als Mittel gegen die Kälte. Die mitgebrachten Badetücher helfen wenigstens uns gegen den Wind etwas zu schützen. Und nun wartet ein Abendessen mit Michael, dem ex-Partner von Carol.
Freitag, 13. August 2010
Über Santa Barbara nach Los Angeles (22)
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Fotos von oben nach unten: (1) Presidio in Santa Barbara, (2 + 3) Missionskirche von Santa Barbara
19.7., 22. Uhr, Holiday Inn Los Angeles LAX
Der nächste Tag führt uns zunächst nach Santa Barbara, einem hübschen, gepflegten Ort, der eher mexikanisch als amerikanisch wirkt. Wir besichtigen wieder eine Missionskirche sowie das Presidio und picknicken am Strand. Es zeigt sich, dass den Möwen unser US-Essen deutlich besser schmeckt als uns.
Auf der Weiterfahrt suchen wir gegen den anhaltenden Widerstand des Navi wieder den Highway Nr. 1 und werden für unsere Geduld mit Küstenlandschaft – wenn auch weniger spektakulär als in Big Sur – belohnt.
Malibu ist dann unser Eintritt in die LA-Area. Rechts die aus den Filmen bekannten Stelzenvillen über dem Strand, links die noch grösseren den Hügel hinauf. Was Hollywood aber nicht zeigt ist die Tatsache, dass man zum Joggen oder Baden am Strand eine Villa besitzen muss, denn meilenweit gibt es keinen öffentlichen Zugang zwischen den Häusern. Und der Ort Malibu zieht sich immerhin über 27 Küstenmeilen. Hier ist einfach alles grösser – die Entfernungen, die Packungen und die Egos.
Malibu geht dann in Santa Monica über, was heisst: mehr städtisch, weniger teuer. Am Stau erkennen wir dann, dass wir wieder in Los Angeles angekommen sind. Die Schleife von 5000 Kilometern netto ist komplett. Das heisst auch, dass wir zurück ins wenig geliebte Holiday Inn LAX müssen. Noch einmal Wäsche waschen, Socken föhnen, den Kindern zuliebe ins nächste Shopping Center fahren und dann sind wir um 20.00 Uhr, als die Kinder das mitgegebene Geld ausgegeben haben, zu müde, um noch ein Restaurant zu suchen. Sbarro im Shopping Center bietet laut Schild Italian Cuisine, deren einziger Vorteil dann darin besteht, dass sie sättigt. Aber das reichlich.
Doch Shopping Center und Restaurants sind voll mit fröhlichen, kaufwilligen und zufriedenen Amerikanern, was erstaunlich ist, da die Städte eine unglaubliche Dichte an diesen Einkaufszentren aufweisen. Teilweise taucht an jeder dritten Strasse – immer an der Ecke – eines von diesen Dingern auf und im Grunde sehen sie auch alle gleich aus. Die Amerikaner wollen es wohl auch so, damit sie sich immer zurecht finden können, egal ob sie in Philadelphia, Atlanta oder Seattle sind. Drinnen sind dann abwechselnd auch immer die gleichen Shops und Fast-Food-Ketten und alle sind gut besucht.
Manchmal gewinnt man den Eindruck, die Amerikaner leben davon, sich gegenseitig Waren zu verkaufen, die in China produziert wurden. Und natürlich davon, dass ihnen die Chinesen Staatsanleihen abkaufen, mit denen sie dann die Defizite finanzieren. Ich habe nur den Verdacht, dass die Chinesen irgendwann die Rechnung stellen werden und dann gehört ihnen die Ost- und Westküste und zusätzlich alles, wo Bodenschätze drinnen sind. Die Amerikaner können dann entweder in der Prärie leben oder den Chinesen lebenslang Miete zahlen. Aber wenn ich dann als Tourist wieder komme, ist wenigstens das Essen besser geworden.
Donnerstag, 12. August 2010
Highway Nr. 1 mit Big Sur (21)
Fotos von oben nach unten: (1) Lone Cypress am 17-Mile-Drive, (2) Missionskirche in Carmel, (3 - 5) Küste bei Big Sur
18.7.2010, 22.15 Uhr Fairfield Inn + Suites, Santa Maria
Der Tag beginnt wie geplant bei Sam´s Diner und wir werden für die nächsten sechs Stunden sehr satt. Zwar wagt sich niemand mehr an den French Toast, der zwei Häuser weiter am Vortag mit einem achtel Liter flüssiger Butter übergossen wurde, aber auch die Pancakes oder das Käseomelette mit Mashed Potatoes haben es in sich.
Dann sind wir früh und rasch aus San Francisco draussen, doch der Weg nach Monterey zieht sich. Der Nebel begleitet uns ebenso wie Tausende Sonntagsausflügler und zu meinem Entsetzen bleiben uns beide bis Monterey erhalten. 17 Mile Drive und Big Sur waren die Sehenswürdigkeiten, auf die ich mich am meisten gefreut habe, und jetzt drohen beide im Nebel zu ersaufen. Meine Laune wird langsam ebenso grau wie die Landschaft ringsum.
Wir fahren den 17-Mile-Drive ab (fast zweimal, denn das Navi hat uns an den falschen Eingang gelotst), sehen vermutlich wunderschöne Küstenabschnitte, jede Menge Prachtvillen und Golfplätze und vor allem viel Nebel. Drinnen in den Pinienwäldern ist an einem bescheidenen Bungalow ein Preisschild mit 1,599.000 $ gestanden. Die Häuser mit direktem Meerblick sind dann oft vier bis achtmal so gross, mit kleinem Park und eigenem Häuschen für die Dienstboten. Da reicht vermutlich eine Null mehr beim Kaufpreis noch nicht aus und das für ein Wochenenddomizil, das von vielen offensichtlich nicht einmal am Sonntag regelmässig genutzt wird.
Aber die Reichen sind hier nicht ganz unter sich: Jede Menge Plebejer wie wir bevölkern die Strassen und verstellen die Aussicht beim Golfen. Nicht heute – versteht sich – denn da sieht man beim Abschlag vermutlich nicht mehr, wohin der Ball geht.
Weiter geht es nach Carmel – einer durchaus charmanten Schmalspurvariante des vorher Gesehenen. Die Häuser sind nicht mehr pompös, aber hübsch; die Gärten klein, aber man blickt auf denselben Ozean und hat sogar seinen eigenen Strand. Und an dem scheint schon ein wenig blauer Himmel hervor. Blau ist bekanntlich die Farbe der Hoffnung.
Wo Big Sur – der Streifen Küste, den ich seit der Lektüre von Henry Millers Buch vor mehr als 30 Jahren schon sehen wollte – beginnt, lässt sich nicht klar definieren. Vielleicht dort, wo die Sonne langsam den (kurzfristigen) Sieg über den Nebel erringt. Die Küste ist jedenfalls spektakulär (auch wenn meine Frau meint, die Bretagne sei ebenso schön) und der Tag versöhnt sich mir oder umgekehrt.
Immer wieder stelle ich mir vor, wie es in den 40er und 50er-Jahren ohne Touristen, ohne Strom und mit einem Haus alle fünf bis zehn Kilometer gewesen sein muss, als Henry Miller hier etwa zehn Jahre seines Lebens verbracht hat. Immer wieder in den Urlauben phantasiere ich davon, irgendwo an einem wundervollen Fleckchen als Teleworker zu leben. Als Schriftsteller sind die Voraussetzungen dafür sicher ideal, doch ich muss mir dann immer wieder schnell klar machen, dass in meinem Job die direkte Kommunikation mit anderen Menschen unabdingbar ist und durch Internet und Telephon nicht ersetzt werden kann.
Aber dann in der Pension – dann hole ich alles nach. Vermutlich so wie viele andere, die sukzessive wesentliche Teile ihres Lebens in die Pension verschieben und dann „richtig zu leben beginnen wollen“, um dann festzustellen, dass sie dort vor allem Sinnkrise und Langeweile erwarten.
Von Big Sur aus wird die Landschaft schleichend lieblicher und sanfter und irgendwann müssen wir dann auch den mythischen Highway Nr. 1 verlassen. Die Missionskirche in Sal Luis Obispo nehmen wir noch mit, sie ist aber weniger reizvoll als jene in Carmel und vor allem weniger schön als später jene in Santa Barbara.
Als Abschluss möchten wir noch Hearst Castle, das Monument des manischen Zeitungszaren, mitnehmen, doch um 17.00 Uhr gibt es keine Guided Tour mehr und alles, was möglich ist, wäre vom Visitor´s Center den Hügel hochzusprinten, innerhalb kurzer Zeit vor dem endgültigen Schliessen das Gelände von aussen zu besichtigen und dafür 96 $ als Dankeschön zu hinterlassen. Wir verzichten.
Es ist an diesem Tag ohnehin eine Monsteretappe und wir müssen noch nach Santa Maria. Dieses liegt dann leider nicht mehr am Meer und das Hotel gehört zwar zur Marriott-Kette, wurde aber mehr oder weniger in ein Gewerbegebiet gebaut. Da ist man nach zweieinhalb Wochen endlich an der Pazifikküste und dann setzen sie einen zwischen Autoteilehändler und Lkw-Parkplatz 30 Kilometer landeinwärts. Das Hotel ist durchaus ok und das Frühstück auf Wegwerftellern mit Wegwerfbesteck und passendem Essensangebot entsetzt uns mittlerweile auch nicht mehr.
Mittwoch, 11. August 2010
San Francisco - Teil 2 (20)
Fotos von oben nach unten: (1) Beständiger Nebel über der Golden Gate Bridge, (2) Pier 39 mit Telegraph Hill im Hintergrund, (3) So deutlich sind Bushaltestellen gekennzeichnet, (4) Aufstieg auf den Telegraph Hill, (5) Vom Telegraph Hill Richtung Little Italy, (6) Cable Car in Chinatown
17.7. 21.45 Uhr San Francisco Hotel Whitcomb
Die Betten im Whitcomb sind die bisher schlechtesten in zwei Wochen und San Francisco erwartet uns mit nebligen 15 Grad. „If you are going to San Francisco, wear some jackets and some bonnets around your hair“, hätte Scott McKenzie singen müssen. Mark Twain war da schon präziser mit seiner Aussage, der härteste Winter den er je erlebt hätte, wäre der Sommer in San Francisco gewesen.
Das Frühstück schräg gegenüber fällt amerikanisch üppig, aber ganz passabel aus. Mit etwas schwerem Magen besteigen wir das Streetcar direkt vor dem Hotel, steigen nach Fisherman´s Wharf um in den Bus bis zur Endhaltestelle, gehen einige Zeit zu Fuss und sehen dennoch die Golden Gate Bridge nur aus der Entfernung. Wie erwartet im Nebel eingetaucht. Dafür sind die viktorianischen Häuser abermals entzückend.
Der Rückweg (nachdem wir erfragt haben, dass eine Bushaltestelle durch ein kleines aufgemaltes Zeichen an einem Laternenpfahl erkennbar ist) führt uns zu Fisherman´s Wharf http://www.sfgate.com/neighborhoods/sf/fishermanswharf/ , zu den Seelöwen und den Souvenirläden. Ein Hard Rock Cafe ist auch darunter und zwei T-Shirts bessern der Kinder Laune merkbar.
Dahinter taucht der Telegraph Hill mit dem Coit Tower auf, den wir über die Filbert Steps besteigen. Und nun wird San Francisco ungeheuer charmant und lebenswert. Wunderbare Häuschen mit romantischen Kleingärten, terrassenförmig angeordnet und ohne direkte Autozufahrt, aber dafür mit grossartigen Blicken über die Bucht – entweder in Richtung Bay Bridge oder Alcatraz. Einmal entdecke ich sogar einen kleinen Pool am Dach und zur Perfektion kommt die Sonne hervor. Es muss ein Vergnügen sein, hier zu wohnen und es muss ein Vermögen kosten.
Der Coit Tower vermittelt schöne und interessante Blicke in die andere Richtung, aber die Unmittelbarkeit, das Einfühlen in die Wohnsituation fehlt von ganz oben. Wir steigen auf der anderen Seite hinunter Richtung Little Italy und finden an der Grenze zu China Town, wonach ich suche: Das Café Greco. Einmal Cappuccino, dreimal Cafe Latte und vier durchaus schmackhafte Süssigkeiten. So muss es ein.
Danach finden wir auf dem dritten Cable Car endlich Platz (warum müssen überall soviele Touristen sein?), aber meine 5 $-Fahrt endet schnell und ich laufe den steilen Hügel wieder hinauf, um keuchend den noch unversehrten Objektivdeckel der Nikon von der Strasse zu klauben. Die Familie findet an der Endstation teils stolz, teils erlöst wieder zusammen und Lisas Laune bessert sich nachhaltig, als Gap freundlicherweise zwei Jeans in ihrer Körperform geschneidert hat. Wie es halt so sein muss, hüpft dabei Mias Knie aus der eigentlich vorgesehenen Halterung, aber wir trotten dennoch versöhnlich die Market Street hinunter bis zum Whitcomb.
Ohne Einkäufe machen wir uns auf die Suche nach einem netten Restaurant mit California Cuisine und betreten SoMa (South of Market), das laut Reiseführer besonders coole Viertel mit Künstlern, Boutiquen und vielen angesagten Restaurants. Wir finden Möbelgeschäfte, eine Tankstelle, einige Baugruben, viele schräge Vögel und mit wachsendem Entsetzen über die US-Sozialpolitik Obdachlose in einer Frequenz von etwa 50 Metern. Das sind nicht die Hippie-Aussteiger in Haight Ashbury, die „Cash for research on alcohol“ auf das Schild malen oder „BEE“ mit Münzen auf die Strasse legen und um das „R“ ersuchen. Hier liegen Dutzende meist schwarze Menschen mit ihrem in ein oder zwei Plastiksäcke gepferchten Hab und Gut auf dem Gehsteig, in Nischen oder in Luxusfällen auf einer Holzbank.
Da wir kein Restaurant finden, setzen wir unsere Suche im nördlichen und mit teurer Architektur ausgestatten Viertel namens Civic Center fort und das Bild der Armut bleibt gleich. Wir verstehen einmal mehr dieses Land nur sehr schwer. Der Dollarschein, den wir geben, ist mehr ein symbolischer Akt.
Direkt vor dem Hotel finden wir dann endlich, was wir eigentlich die ganze Zeit gesucht haben: Sam´s Diner bietet gutes Essen, freundliche Bedienung und moderate Preise. Der Schokolade-Milkshake von Lisa reicht als Dessert für drei und selbst die Kinder streichen Starbucks für morgen, denn wir wollen bei Sam auch frühstücken.
Der Nebel beherrscht San Francisco schon wieder seit drei Stunden, aber wie zum Beweis der amerikanischen Widersprüchlichkeiten haben drei von uns einen Sonnenbrand erwischt. Hier, bei 20 Grad zuerst mit Jacke, dann nur mehr mit T-Shirt und Pullover.
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San Francisco (19)
Fotos von oben nach unten: (1) Essen in Chinatown, (2) Der Nebel begleitet uns auch beim Pyramid Tower, (3) Viktorianischer Baustil überall in San Francisco
16.7. 22.15 Uhr, San Francisco Whitcomb Hotel
Die Fahrt nach San Francisco verläuft weitgehend ereignislos. Nur eines fällt mir am Weg auf: Selbst dort, wo offensichtlich Obst angebaut wird (und wir fahren durch Amerikas Obstgarten), ist man auf künstliche Bewässerung angewiesen. Die Gräser in den unbewässerten Gebieten sind alle ockergelb und vertrocknet. Auf der gesamten Rundreise gab es mit ganz wenig Ausnahmen wie Yosemite und einzelnen Wasserläufen nichts, was im Juli noch natürlich grün war.
Die Annäherung an den Grossraum San Francisco merken wir vor allem am Stau auf der Gegenseite, der vier Spuren breit und mehr als 10 Meilen lang ist. Liegt es am Freitagnachmittag oder kann man das hier jeden Tag haben? Später machen sich die 6 $ über die Oakland Bay Bridge sehr bezahlt. Nicht nur, dass wir nicht schwimmen wollten, wie meine Frau in jeder Hinsicht trocken anmerkt, sondern auch wegen sehr schöner erster Blicke auf The City. Tatsächlich fällt auch die Temperatur wie versprochen: 40 Grad noch 30 km vor SF, 29 Grad in Oakland und 21 Grad nachdem wir die Brücke passiert haben.
Das Hotel Whitcomb ist überraschend schnell gefunden und ebenso überraschend trifft uns die Parkgebühr: 28 $ plus Steuern pro Nacht. Für diese Summe kriegt man woanders schon fast ein Zimmer. Das Hotelfoyer wirkt dann ebenfalls teuer, doch die Rezeption macht jeden positiven Eindruck sofort zunichte. 20 Minuten Wartezeit und dann 10 Minuten Bearbeitungszeitraum für einen betont unfreundlichen Check-In. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben solange gebraucht zu haben, um an einen Zimmerschlüssel gekommen zu sein.
Das Hotelzimmer ist dann folgerichtig auch kaum grösser als der Parkplatz für den Dodge. Die Einrichtung ist zwar hübsch, aber die Badezimmertür lässt sich nicht mehr schliessen, das Waschbecken rinnt zeitweise nicht ab und der zentrale Lichtschalter ist defekt. Das nennt man in den USA vermutlich historischen Charme. Egal, wir wollen hier ja nur schlafen.
Nun wird ein weiteres Versprechen gegenüber den Kindern eingelöst (wie viele sind das eigentlich?) und es geht als erstes zu Amoeba Music in der Haines Street. Der Laden ist grossartig sortiert und wir spazieren eine Stunde später mit 16 CD um 33 $ und drei von uns mit sehr guter Laune wieder raus. Was alle vier von uns begeistert, sind all die entzückenden kleinen viktorianischen Häuser im Viertel Haight Ashbury ( http://www.sfgate.com/neighborhoods/sf/haight/ ) mit Erkern und Türmchen. Wie aus der TV-Serie „Charmed“ bemerken die Kinder. Die vielen Bettler und Obdachlosen sind aber in dieser Serie vermutlich nicht vorgekommen.
Wir fahren mit dem Auto weiter nach Chinatown ( http://www.sfgate.com/neighborhoods/sf/chinatown/ ) und erwischen sogar noch einen Parkplatz am Rande des Financial District. Chinatown selbst ist dann eine Mischung aus Souvenirläden und Restaurants und weitgehend ohne Athmosphäre, aber das Abendessen mit 5 Gängen ist das bisher beste auf der gesamten Reise. Da nahezu nur Chinesen im Restaurant sind, wird vermutlich auch relativ originär gekocht. Mit wohligem Völlegefühl machen wir uns auf den Rückweg und sehen, dass der Nebel bereits wieder alles über 30 Meter Höhe verdeckt.
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Dienstag, 10. August 2010
Yosemite National Park und Mono Lake (18)
Fotos von oben nach unten: (1) Frühstück im Foyer des Shilo Inn mit Ausblick, (2 + 3) Am und zum Tioga-Pass, (4) Tuffstein am Mono Lake, (5) Upper Yosemite Fall
Schnell wieder raus aus dem Sequoia-Park und zurück nach Visalia, wo direkt an der Autobahn das Holiday Inn wartet. Am nächsten Tag früh raus, da wir zur Abwechslung eine längere Autofahrt erwarten. Ein Frühstück bei Starbucks, als Abschluss die Erkenntnis, dass die Nikon im Hotelzimmer geblieben ist, aber um 9.30 Uhr fahren wir wirklich los Richtung Yosemite National Park ( http://www.yosemitepark.com ). Die Fahrt dorthin verläuft flott, unsere National Park Jahreskarte um 80 $ (pro Auto natürlich, denn wir sind in den USA) erspart uns abermals die Eintrittsgebühr, doch dann sehen wir schon wieder Roadwork vor uns.
Die gesamte 29-Meilen-Zufahrtsstrasse ist Baustelle, das Meiste ohne asphaltierte Fahrbahn und zum Drüberstreuen zweimal die wechselnden Anhaltungen wegen fehlender zweiter Fahrbahn wie bei Mesa Verde und Bryce Canyon mit Wartezeiten bis zu 30 Minuten. Das Navi rechnet, dass wir hier mit 45 mph durchziehen, doch wir schaffen die 45 Kilometer nur in mehr als eineinhalb Stunden und schlucken eine Menge Staub der Vorderleute.
Die Laune bei der Einfahrt ins Yosemite Valley ist also gedämpft und wir befinden: Ist schon schön, aber hohe Berge mit zwei Wasserfällen drinnen haben wir daheim auch. Nach einer Stunde Wanderung zum Lower Fall wagen wir es doch noch, die Fahrt zum Mono Lake anzutreten, der knapp hinter dem anderen Ende des Parks liegt und dessen Photo im Reiseführer für mich sehr beeindruckend war.
Es wird ein Kampf gegen die Uhr und gegen die Fliehkraft. Ich jage den Dodge über die Bergstrassen und die US-Fahrer von der Strasse, übertrete sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen um bis zu 100 Prozent, überhole Motorräder und Autos bei doppelter Sperrlinie und kann dennoch die programmierte Zeit des Navi nicht halten. Positiv sei angemerkt, dass die Amerikaner netterweise immer wieder rechts ranfahren, wenn sie einen schnelleren Hintermann registrieren – vor allem wenn dieser bereits einige Zeit von links oben den Inhalt des Kofferraums aus der Nähe betrachtet.
Die Fahrt geht über den fast 3000 Meter hohen Tioga Pass und bietet uns zauberhafte Landschaft, an der wir vorbeirasen. Was auf der Karte relativ nah aussieht, zieht sich auf der kurvigen Strasse zu Stunden. Schliesslich kommen wir am Mono Lake – vermutlich mit historischer Bestzeit – an und finden die Tuff-Felsen, die der Wasserdurst von Los Angeles durch Abziehen der Zuflüsse aus dem See aufsteigen liess.
Nach einem durchgehend sonnigen Tag fallen nun die ersten Regentropfen und die erwartete Belohnung für die lange Mühe auf der Strasse fällt buchstäblich ins Wasser. Im Sonnenschein mögen diese bizarren Tuff-Formationen am und im salzigen See sehr attraktiv sein, unter Gewitterwolken entfalten sie aber nicht die erhoffte Wirkung.
Die eigentlich noch geplante Western-Geisterstadt Bodie eine halbe Stunde weiter geht sich beim besten Willen nicht mehr aus, also noch schnell Tanken, was die nächste unerfreuliche Überraschung birgt. Haben wir in Las Vegas noch 2,75 $ je Gallone und durchschnittlich so zwischen 3,00 und 3,10 $ bezahlt, so werden hier stolze 3,75 $ verrechnet. Entweder haben in den vergangenen zwei Tagen die Israeli von uns unbemerkt die iranischen Atomanlagen bombardiert oder die Preisgestaltung funktioniert im freiesten Markt der Welt etwas seltsam. Ein leerer Tank bestimmt aber klar das Konsumentenverhalten und ich jage den Dodge nun um 15 Gallonen schwerer wieder den Pass hoch.
Diesmal nehmen wir uns zumindest Zeit für Photo-Stops und die bereits sehr tiefe Sonne belohnt uns mit warmen Farben. Allerdings lockt sie auch bereits Schwärme von Gelsen hervor und einmal flüchten wir geradezu ins Auto. Wir stellen aber fest, dass die Landschaft am Tioga-Pass (vermutlich) zu den reizvollsten auf dieser Reise gezählt hat.
Das Kurvenverhalten des Dodge in Grenzsituationen wird abermals ausgiebig getestet, einige verschreckte US-Donnerstagsfahrer an den Strassenrand gescheucht und wir schaffen es um 21.15 Uhr nach Oakhurst ins Shilo Inn. Die Zimmer sind noch da und die Kinder schreien nach Fast Food. Wartezeiten im Restaurant würden sie nun als Menschenrechtsverletzung einstufen.
Neben dem McDonalds ist noch ein kleiner Markt, also verlangt es meine Frau bei all der Anstrengung nach einem Bier, das ja McDonalds nicht ausschenkt. Mit dem Plastiksackerl ausgestattet rütteln wir dann vergebens an der Tür der noch gut besetzten Filiale. Schluss ist um 21.30 Uhr und nun ist es 21.32 Uhr! Eigenartigerweise ist der Drive-Thru eine Stunde länger offen und ich bezähme meine Lust den Ausdruck wörtlich zu nehmen und den 2-Tonnen-Dodge vor die Theke zu stellen, um dann durch die andere Glasfront wieder rauszufahren. Also artig über den Lautsprecher bestellt und zumindest muss das Bier nicht erst nach dem Essen getrunken werden.
Kurz darauf fallen wir ins Bett und hier sei angemerkt, dass die Qualität der Betten zu den positiven Überraschungen der USA zählt. Breit wurde ja erwartet, aber die Matratzen sind so gut, dass mein Rücken kein einziges Mal protestiert. Nun, nach einer – sieht man vom nahen Autoverkehr ab – guten Nacht wird es Zeit für das Frühstück.
Dieses stellt sich jedoch als eines der schlechtesten dieser Reise – und das heisst etwas – heraus. Der Orangensaft untrinkbar, kein Toaster und keine Marmelade vorhanden und der Speiseraum so voll, dass wir gemeinsam mit einigen anderen Gästen in der Hotellobby mit direktem Blick in den kleinen Fitnessraum essen. Also schnell den halben Kubikmeter Abfälle in den zentral in der Lobby aufgestellten Container gekippt und ausgecheckt.
Montag, 9. August 2010
Zu den Sequoia Bäumen (17)
Fotos von links nach rechts: (1) Der General Sherman Tree, (2) Sequoia-Bäume
16.7.2010, 7.30 Uhr, Oakhurst Shilo Inn Suites
Wir fahren am nächsten Tag nordwärts aus dem Death Valley raus und das Ziel verheisst Veränderung: Es warten statt dem Tal des Todes die grössten Lebewesen des Planeten, die Sequoia –Bäume. Leider bietet uns das Navigationsgerät im Sequoia National Park ( http://www.nps.gov/seki/ ) keine klaren Ziele an und so beschliessen wir im Süden in den Park einzufahren. Von dort aus wollen wir zum General Sherman Tree, dem allergrössten Sequoia, weiterfahren.
Belohnt werden wir für diesen Entschluss mit einer reizvollen Landschaft, bestraft mit einer sehr kurvigen Strasse und später mit der Erkenntnis, dass es keine durchgehende Verbindung innerhalb des Parks gibt. Wir müssen also wieder raus, um den Park für die grossen Sequoias, die im Süden des Parks sinnigerweise gar nicht wachsen, noch einmal anzufahren. Das kostet viel Zeit und so verbringen wir fast den ganzen Tag im Auto.
Es zeigt sich zudem, dass die geplante Ankunftszeit, die uns das Navi liefert, auf kurvigen Strassen Makulatur ist. Es rechnet generell zulässige Höchstgeschwindigkeit, hat aber die vielen einzelnen 25 oder 35 mph-Tafeln nicht eingespeichert und geht von einem Auto aus, das durchgehend mit 55 mph über die Bergstrassen brettert. Ich wuchte den Dodge mit Gewalt durch die Kurven und ignoriere möglichst jedes Geschwindigkeitslimit, aber das Rennen gegen das Navi verliere ich geradezu um Stunden.
Spät kommen wir dann auf fast 2000 Höhenmetern bei den Baumriesen an und sind ein wenig enttäuscht. Gross sie schon, aber sooo gross nun wieder auch nicht. Die Fichte im Garten der Nachbarn meiner Eltern ist auch nicht viel kleiner. Und der General Sherman ist weder der höchste noch der breiteste Baum der Welt, wie wir erfahren, sondern jener mit dem grössten Volumen. Ausserdem nähert sich sein Gesundheitszustand dem seines Namensgebers, einem Bürgerkriegsgeneral, offenbar sukzessive an – was ihm aber nach etwa 2200 Lebensjahren auch zusteht. Aber von Marketing haben die Amerikaner immer schon viel verstanden.
Sonntag, 8. August 2010
Death Valley (16)
Fotos von oben nach unten: (1) Artist´s Drive, (2) Devil´s Golf Course, (3) Zabriskie Point, (4 + 5) Dante´s View, (6 ,7 + 8) Sunset bei Zabriskie Point
13.7. 2010, 22.15 Uhr, Death Valley Furnace Creek Resort
Die Fahrt ins Death Valley ( http://www.nps.gov/deva/ ) verläuft ohne grosse Höhepunkte, denn ausgetrocknete Wüstenlandschaft kennen wir mittlerweile schon. Noch einmal mit 24 Flaschen Mineralwasser und einigen Lebensmitteln versorgt treffen wir um 14.00 Uhr in der Furnace Creek Ranch ein. Die Zimmer sind noch nicht gemacht, wir könnten entweder warten oder jede halbe Stunde anrufen – innerhalb der nächsten zwei Stunden müsste es dann soweit sein. Da haben wir hier schon besseren Service erlebt.
Macht nichts, es hat ja lauschige 48 Grad Celsius im Schatten, wer will da schon eine Dusche. Also machen wir einen kleinen Ausflug, denn im Inneren des Autos schafft die Klimaanlage immerhin 35 Grad. Wir fahren zum Artist´s Drive mit verschiedenenfarbigen Felsen (oder sollte man besser zarte Farbschattierungen sagen?) und dann zum eindrucksvolleren Devil´s Golf Course mit zerfurchten Felsschollen, auf denen noch das Salz des früheren Sees klebt. Mordor muss gleich um die Ecke liegen und Mia hält nach Frodo und Sam Ausschau, um rechtzeitig Labsal spenden zu können.
Wir fahren dennoch vorher ins Hotel zurück, checken ein und erfahren, dass es einen Pool gibt. Wenn schon das Wasser knapp ist, muss es wenigstens für etwas Sinnvolles eingesetzt werden. Wir nützen den Luxus und erfrischen uns bei kühlen 30 bis 32 Grad Wassertemperatur. Auch der Vorwurf der Wasserverschwendung ist zu relativieren, denn ein Schild weist mich darauf hin, dass mit dem verbrauchten Poolwasser der Golfplatz bewässert wird. Na dann.
Wir fahren verfrüht los, um den Sonnenuntergang von Dante´s View aus zu betrachten. Die Familie ist eingeschnappt, da ich schon um 17.30 Uhr aufbrechen will, doch die Topographie kommt mir etwas zu Hilfe und in der 1600 Meter Höhenlage von Dante´s View hat es nur mehr 32 Grad. Der Ausblick auf nahezu das gesamte Tal lohnt auf jeden Fall und vermittelt ein völlig anderes Bild mit riesigen glitzernden Salzflächen.
Trotz angenehmer Temperatur harren wir nicht bis 19.45 Uhr aus, sondern versuchen Sunset bei Zabriskie Point zu erwischen. Selbst heftige Geschwindigkeitsübertretungen von teilweise 100 Prozent helfen jedoch nicht und wir kommen um etwa eine Minute zu spät, aber das warme Licht auf den höher gelegenen Felsen ist dennoch eindrucksvoll.
Zurück im Zimmer essen wir angesichts der gewohnten Nationalparkpreise Mitgebrachtes aus dem Supermarkt, doch dank einer Flasche Mondavi und frischem Gemüse schmeckt das sogar recht gut (bis auf das typisch amerikanisch süss gewürzte Dörrfleisch) und der Abend klingt nett und lustig aus. Die Kinder verabschieden sich, um Star Trek zu schauen. Dabei sieht das alles hier auch wie auf einem anderen Planeten aus.
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