20 Uhr Ortszeit bei der Landung oder 5 Uhr morgens biologisch. Zumindest ist die Einreiseprozedur bereits erledigt und wir machen uns auf die Suche nach dem Schalter der Autovermietung. Wie sich herausstellt befindet sich dieser originellerweise etwa 2 Meilen vom Flughafen entfernt und ist nur mit Shuttlebus zu erreichen.
Noch einmal ein kurzes Anstellen und dann kann Frau Maria von Alamo Rent-a-car ihr Cross-Selling beginnen. Einen Minivan gebucht? Schlechte Wahl, denn sie sind ja nur vier Personen. Für nur 770 Dollar Aufpreis kann sie uns einen Superior-SUV zur Verfügung stellen, der ist dann kürzer, hat aber mehr dafür mehr Zylinder. Wer kann da schon Nein sagen? Ich beispielsweise.
Welche Fluglinie hätten wir denn benützt, fragt Frau Maria in einem offensichtlich spontanen Einfall. Nach Durchsicht unserer Bordkarten und einer halben Minute sinnlosen Herumtippens auf ihrer Tastatur reduziert sich der Aufpreis auf 315 Dollar, weil wir Air Canada geflogen sind. Was für ein Glück aber auch. Ich bin zwar todmüde, aber so blöde bin ich nicht einmal nach drei Tagen Schlafentzug Marke Guantanamo und anschliessendem Waterboarding.
Ich habe mit dem Minivan immerhin in Österreich die teuerste Klasse gebucht, gute Frau. Ja, vielleicht, aber nicht acht Zylinder und mehr Bodenfreiheit. Diese Form der Verhandlung kenne ich eher aus ägyptischen Bazars und so wird mein "Nein, danke" bereits entschiedener. Frau Maria kontert mit der Aussicht auf eine Zusatzversicherung um nur 5 Dollar pro Tag. Wie bitte, ich habe doch bereits Vollkasko mit der teuersten Stufe gewählt. Ja, aber Schäden an den Reifen oder an der Windschutzscheibe sind damit nicht abgedeckt und das passiert ja am Häufigsten, daher sei die Zusatzversicherung dringend zu empfehlen. Vielen Dank, dass ich das nun auch erfahren darf und NEIN, DANKE. Wir möchten das Auto so wie bestellt.
Darauf hin schaltet Frau Maria vom ägyptischen Bazar auf Dienstleistung Marke "DDR 1980" um und beantwortet Fragen nach dem GPS oder wo wir denn jetzt unser Auto bekommen können, nur mehr höchst unwillig und bestenfalls noch einzelne Silben murmelnd. Wir finden mit Mühe den Ausgang und erfahren vor der Tür, dass die Wagen gegenüber stehen und man sich einfach einen aus der richtigen Reihe aussuchen kann. Die Schlüssel stecken und die Minivans finden wir in der letzten Reihe.
Diese heissen einheitlich Chrysler Town + Country (bei uns als Grand Voyager bekannt), sind deutlich länger als fünf Meter, weisen sieben Sitze auf und wenn man die dritte Sitzreihe mühsam umklappt, bekommt man trotzdem unser Gepäck mit zwei grossen Taschen, zwei mittleren Trolleys und einem Handgepäck nicht unter. Super. Etwas dass unser Opel Astra Caravan, der einen Meter kürzer ist und vermutlich ein Drittel dieses Ungetüms wiegt, locker aufnimmt. Wir sehen uns bereits auf Knien zu Frau Maria zurückkriechen, um vielleicht doch noch aufzahlen und umbuchen zu dürfen.
Doch am Rande steht noch einer. Der ist zwar einen Viertelmeter kürzer, aber die letzte Sitzreihe lässt sich besser umklappen und das Gepäck passt mit Aufeinanderschlichten gerade noch hinein. Tiefes Durchatmen. Dodge Journey – der Name passt.
Die Getriebeautomatik und ich begegnen einander zwar von Beginn an mit grosser Abneigung und die Rundumsicht im Dodge ist nur eine Spur besser als in einem Panzer, aber ich schaffe es bis zur Parkplatzausfahrt. Dort stellt sich heraus, dass der Dodge Journey laut Alamo ein Superior-SUV ist. Gelingt Frau Maria doch noch die verspätete Rache und müssen wir hoffen, dass sie sich mit 315 Dollar Aufpreis zufrieden gibt? Nach zwei Minuten Palaver hat die Crew am Ausfahrthäuschen ein Nachsehen und gratuliert zum Free Upgrade. (Später zuhause sehe ich dann auf der Webpage, dass der Dodge Journey ein Minivan und kein SUV ist und samt seiner acht Zylinder mickrige 24.000 Dollar kostet).
Aber wir werfen erleichtert unser Navigationsgerät an und ruckeln los zum Holiday Inn LAX, das nur etwa eine Meile entfernt ist. Es wurde wohl in den 70ern erbaut, seither nicht mehr renoviert und ist etwas schmuddelig. Aber sie haben vier Betten für uns, das zählt.
Es ist mittlerweile 22 Uhr oder 7 Uhr früh MEZ und so sinken wir alle danieder. Zwei rastlose Stunden später schlucke ich eine halbe Schlaftablette und so kann ich am biologischen Vormittag noch vier Stunden Schlaf rausholen, bevor mir die zwei Decken, die dem Schutz gegen die zuvor bei 20 Grad Aussentemperatur wütende Klimaanlage dienten, doch noch zu heiss werden. Es folgen zweieinhalb Stunden unruhig im Bett mit Reminiszenzen zur bisherigen Reise und vergeblichen Versuchen, doch noch einzuschlafen. Zumindest die darauf folgende Dusche weckt mich, denn das Warmwasser funktioniert nicht. Good Morning America.
Mal sehen, ob dieser Kommentar kommt, nachdem mein erster im Nirvana verschwand.
AntwortenLöschenALSO das Warmwasser hätte vielleicht schon funktioniert, wenn wir den Mechanismus verstanden hätten. Der ist nämlich nicht nur ganz anders als irgendwo in Österreich, sondern auch von Hotel zu Hotel unterschiedlich. The Land of the Free normierteben nicht mal die Wasserhähne.